Du befindest dich in der Kategorie: Rückblick - Meine Gemeinderatsarbeit 2009-2014

Donnerstag, 15. Mai 2014

Teil 20: Die "freien" Wähler - oder was bedeutet eigentlich frei?

Von annetteweinreich, 14:06

Mit meinem Rückblick schreibe ich auch über die Erfahrungen, die ich in den letzten 5 Jahren am Ratstisch gemacht habe. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen war teilweise sehr schwierig, das sieht man auch daran lag, dass es in Ulm wohl Sitte ist, egal was die GRÜNEN am Ratstisch sagen, es wird grundsätzlich nicht geklatscht oder Zustimmung gezeigt.
(Da erhoffe ich mir wirklich viel von einem neuen, unbelasteten und nicht voreingenommenen Gemeinderat!)

Ein ganz spezieller Fall sind jedoch in Ulm für mich die Freien Wähler (kein Vergleich zu den Freien Wählern in Neu-Ulm übrigens).
Die stärkste Zählgemeinschaft am Ratstisch ist die FWG mit ihren 11 Sitzen, und darauf bilden sie sich auch gehörig was ein. Aber wie kommt es eigentlich wirklich dazu?

Die FWG ist keine Fraktion, wie die anderen, sondern sie setzt sich zusammen aus 4 Wählergemeinschaften aus 4 Bereichen der Stadt. Und pünktlich vor der Wahl splitten sie sich wieder auf und stellen 4 Listen auf mit jeweils 40 KandidatInnen.  Daher rührt auch die überdimensionale Präsenz im Stadtbild.

Und was für KandidatInnen! Ich meine das ernst, auf den Listen sind teilweise Leute drauf, bei denen ich mir nie und nimmer vorstellen kann, dass sie die Politik der Freien Wähler tatsächlich mittragen würden. Ich rede von der Politik, die am Ratstisch gemacht wird, nicht von dem was in ihrem Wahlprogramm steht. (Ich sage nur Schwörmontag, Frauen, Ehrenamt …)

Das Wörtchen "frei" verleitet viele, täuscht aber gehörig darüber weg, dass die Arbeit der Zählgemeinschaft (so nennt man das, wenn sich die einzelnen Wählergemeinschaften nach der Wahl wieder zu einer Art Fraktion zusammenschließen) meist konservativer ist als die der CDU.
Gewählt werden natürlich wieder die, die auf den Listen ganz vorne stehen. Und die werden ihre Kirchturmpolitik weiterführen.

Viele haben Probleme damit, sich für eine Partei zu outen, deshalb gehen sie vorsichtshalber zu den "Freien".
Die Freien Wähler selbst sehen sich als bürgerliches Gegengewicht zu den ideologisch verfestigten Parteien. Das würde auch ich gut finden, wenn das Wort "bürgerlich" im Sinne von vielschichtig strukturiert und urban anstatt einseitig hierarchisch und provinziell verstanden wäre.

Zu guter Letzt gibt es dann auch noch die Freien Wähler, die für das Europaparlament kandidieren, aber von denen distanzieren sich unsere Ulmer Freien Wähler ausdrücklich.

Fazit: Frei ist nicht immer gleich frei.

[Kommentare (0) | Kommentar erstellen | Permalink]


Kostenloses Blog bei Beeplog.de

Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.