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Frauen, lasst Euch nicht instrumentalisieren!

Von annetteweinreich, 18.01.2013, 17:13

Der neue Focus tituliert: die Mehrheit der Frauen lehnen eine Quote ab.



Und die Referentin der Veranstaltung in der IHK, Frau Marianne Heiß, European Finance Director der BBDO hat das selbe gepredigt.
Nach einer sinnigen Einleitung, in der mit Zahlen eindrücklich belegt wurde, wie demographischer Wandel und Fachkräftemangel die Wirtschaft in raue Gewässer führen wird, wurde das absolut richtige Statement abgegeben, dass das Potential der Frauen alleine nicht ausreicht um diese Lücke zu füllen.

Danach handelte der gesamte Vortrag nur noch von Bedingungen, Zuständen und Situationen, die allesamt äußerst schlagkräftige Argumente für die Quote waren.

Ich war sprachlos, wie man nach diesen Beschreibungen immer noch zu dem Schluss kommen konnte, dass wir keine Quote bräuchten. Wie sich eine intelligente Frau vor den Karren der Männerriege spannen lässt, um weiterhin dafür zu sorgen, dass sich an den Ungerechtigkeiten nichts ändert.
Großes Kopfnicken im Kreis der Zuhörerinnen - oh je!!!

Und dann der unsägliche Titel im "Focus". "Wir wollen keine Quote!  Starke Frauen rebellieren gegen Staats-Diktat und Gleichmacherei"
Ich kann es nicht fassen, wie die erfolgreichen Frauen fleißig daran schaffen dass sich die gläserne Decke um eine noch viel perfidere Variante verstärkt.


Eine Quote heisst mitnichten, dass die erfolgreichen Frauen vom Leistungsprinzip lassen sollen/können. Sie studieren das selbe wie ihre männlichen Kollegen, aber unter völlig anderen Voraussetzungen.
Wer bekommt die Kinder?
Wer hat ein schlechtes Gewissen, wenn die Kinder aufgrund der Arbeitsbedingungen zu kurz kommen?

Ach ja,  die hanebüchene Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft, laut der der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern nur 2 % betrüge....
Ein weiteres Beispiel wie subtil die gläserne Decke funktioniert.
Die Studie vergleich mitnichten Gleiches mit Gleichem. Frauen die  wegen Kindererziehung eine Auszeit genommen haben oder Teilzeit arbeiten, werden in dieser Studie nicht berücksichtigt.
Eine lückenhafte Erwerbsbiographie wird als Qualitätsmangel bewertet.

Gegenübergestellt werden nur die, die gleich lang im Berufsleben stehen. (z.B. Frauen im Minijob machen die Erfahrung, dass sie – auch mit einer qualifizierten Berufsausbildung – im Minijob nicht mehr als qualifizierte Fachkraft gelten).
Es ist geradezu eine Frechheit, wie Oliver Stettes, der Leiter dieser Studie, diese Problematik bagatellisiert und uns damit für blöd verkaufen will.

Cicero kommt zu dem richtigen Schluss:
"Wären Frauen Männer, gäbe es keine Unterschiede mehr."


So lange Kinder für viele Arbeitgeber ein Problem darstellen und für eine unterbrochene Erwerbsbiografie sorgen, die dann nochmal ein Nachteil ist, sind die Chancen nicht gleich.
Und so lange braucht es auch eine Quote.

Alle Frauen, die jetzt schreien, sie wollen keine Quotenfrau sein und stattdessen an ihren Leistungen gemessen werden, bitte aufwachen!

Lasst Euch bitte nicht im Sinne der gläsernen Decke instrumentalisieren!

(Bei den Zitaten der "erfolgreichen" Frauen im aktuellen Focus stellen sich einem teilweise die Haare zu Berge")

Angehängte Dateien:
20130321_pm_equalpayday.pdf 20130321_pm_equalpayday.pdf (128 kb)


HR Leiterin(Gast), 18.01.2013, 19:24

Ich kann mich Annette nur anschliessen. Klar lässt sich das schlechte Gewissen durch eine Quote nicht regeln. Aber die Arbeitgeber und HR Verantwortlichen haben bisher zu wenig unternommen um die Rahmenbedingungen so zu gestallten dass es auch mit der Familie möglich ist den Karrierepfad einzuschlagen. Das Zauberwort heisst Lebensphasengerechte Arbeitszeitgestaltung. Die Quote könnte den Arbeitsmarkt zu ein Umdenken zwingen und das kommt zum Schluss auch den Männern entgegen. ;-) sind wir doch mal ehrlich- wieviele Männer (Väter) würden gerne im reduzierten Stellen% arbeiten und trotzdem ihre Geschäftsleitungsfunktion behalten! In vielen Betrieben bisher noch undenkbar. Das ist veraltet und wird je mehr der Nachwuchs an die oberen Positionen kommt umso undenkbarer. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Die Quote ist nicht das schlechteste Instrument um das ins Rollen zu bringen.

[keine Optionen]



Klischeepunk(Gast), 18.01.2013, 17:59

Ulkige Argumentation.
Fangen wir mal hier an:
Wer bekommt die Kinder? - Ganz klar ihr.

Wer hat ein schlechtes Gewissen, wenn die Kinder aufgrund der Arbeitsbedingungen zu kurz kommen? - Ja? Wer hat dieses schlechte gewissen? Du? Sämtliche Frauen auf diesem Planeten? Das ist kein Argument für die Quote, es sei denn du implizierst, dass Frauen die durch Quoten in Positionen kommen entweder sofort die Bedingungen ändern und Männer sich plötzlich (die Formulierung ist absichtlich gewählt, da wir offensichtlich ohne Gewissen sind) durch Quotenfrauen anfangen sorgen um den Nachwuchs zu machen. Wobei mir nicht ganz in den Kopf will, wie das funktionieren soll.

Kommen wir zum Gehaltsunterschied: Schlimm genug, dass es ihn gibt, aber wie konkret fixen wir ihn über die Quote und warum nicht über ein adäquates anderes Mittel? Die Höhe des Unterschiedes ist auch völlig unerheblich. 2% Aufgrund des Geschlechtes sind so beschissen wie 20% aus diesem Grund. Sei's drum. Wie genau, wird er gefixt? Stellt sich die Quotenfrau hin und beschließt, dass nun alles gut wird, weil sie $Posten hat? Könnte ihr alternativ das Geld/Schicksal ihrer "Untergebenen" genau so scheißegal sein, wie ihren männlichen Kollegen? Warum ist diese Option ausgeschlossen?

Und um nochmal auf die Kinder zu kommen:
Wir brauchen keine Quoten sondern ein anderes Verständnis wenn wir den flaw fixen wollen. Das könnte so schöne Kapitalismuskritik und Kritik an der Leistungsgesellschaft sein, aber man jammert lieber über mangelnde Quoten. Da ist's mir doch lieber, wir nennen das Kind beim Namen, das ganze "Förderung um jeden Preis" oder so, und probieren die Quoten einfach, statt völlig an den Haaren herbeigezogene Argumentationslinien lesen zu müssen.

Ich bin übrigens weiter der Ansicht, dass die Quote nichts ändert, außer das biologische Geschlecht einiger Personen.

[keine Optionen]



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