Eintrag & Kommentare

Magirus-Villa u.v.m. - Eine neue Variante der Wegwerfgesellschaft

Von annetteweinreich, 15.01.2013, 15:11

oder
was sind uns unsere Altbauten wert?



Irgendwie erinnert das doch an die späten 80er Jahre, als in Berlin ein Professor der Hochschule für bildende Künste, Hardt-Waltherr Hämer für ein radikales Umdenken in der Stadtentwicklung plädierte.

- Ebenso wie damals steuern wir heute auf eine Wohnungsnot zu
- Ebenso wie damals gibt es immer mehr soziale Konflikte in bestimmten Vierteln
- Ebenso wie damals steuert die SPD auf ein Wahldesaster zu
- Ebenso wie damals predigen die marktgläubigen Neoliberalen die Erneuerung der Städte mit Luxusimmobilien

Doch es gibt einen Unterschied:
Heute reden wir von Nachhaltigkeit, von Ressourcenschonung und Ökobilanz, auch bei Gebäuden.
Aber in Ulm und Neu-Ulm ist man noch nicht so weit. Hier wird fleissig abgerissen was das Zeug hält und glaubt sogar noch man wäre damit up to date.
Hier lebt man immer noch in der baupolitischen Wegwerfgesellschaft.

Schon mal etwas von "behutsamer Stadterneuerung" gehört?

Es gibt in Ulm nicht viel, was uns nach dem Krieg erhalten blieb und es ist bei Weitem nicht alles was übrig blieb ein Fall für die Denkmalbehörde. Umso mehr ist ein feines Gespür von den Stadtoberen zu erwarten, was den Erhalt dieses Stadtbildes anbelangt.

Das Erlassen einer Erhaltungssatzung für bestimmte Gebiete liegt im  Eremessenspielraum der Gemeinde und kann jederzeit gem. §172 BGB angewendet werden.

Wenn sich Viele wundern, warum ich mich selbst für den Erhalt des Justizhochhauses eingesetzt habe, oder warum ich auch der Meinung bin dass bei den Sedelhöfen viel mehr mit dem Bestand hätte gearbeitet werden müssen, so sind wir uns doch alle einig, dass mit dem Abriss der Magirus-Villa dem Ganzen die Krone aufgesetzt wird.
Das wird alles nicht besser, wenn man über die Donau guckt und dort dem Konzertsaal, dem alten Bahnhof (der könnte heute noch wunderbar dort stehen, bis jetzt ist dort nichts passiert) und bald auch dem Saalbau in Pfuhl nachtrauern darf.

Und wenn jetzt mit der Schaffung von Wohnraum und Innenverdichtung argumentiert wird, muss ich laut lachen!!!
Weder haben die vorgenannten Projekte etwas mit der Schaffung von dringend benötigtem GÜNSTIGEM Wohnraum zu tun, noch geht es hierbei um Innenverdichtung im Sinne von Reduzierung von Flächenverbrauch.

Ich setzte mich hiermit vehement für den Erhalt der Magirus-Villa, als ein symbolisches Gebäude für viele weitere dieser Art in Ulm, ein.

An diesem Exempel können wir jetzt mal sehen, was die repräsentative Demokratie in Ulm tatsächlich bedeutet und wie sie funktioniert.

Ich bin gespannt…..

Hier gibt es noch den link zur gestrigen Sendung bei free fm.


Winfried Bissels(Gast), 12.02.2013, 15:50

In Ulm redet man gerne von Bürgerbeteiligung: beim "Citybahnhof" durfte jede(r) für einen oberirdischen Fußweg vom Bahnhof in die Innenstadt sein und entsprechende Beiträge im internet schreiben, bevor man dann beschloss, Fußgänger unter der Erde zu lassen, weil das angeblich die einzige Möglichkeit sei.
Im Fall der Magirusvilla gab es im Oktober 2012 die Baugenehmigung für den geplanten Neubau, d.h. die Verwaltung war im Oktober und wahrscheinlich schon im September 2012 damit befasst. Den ersten Artikel in einer der 3 lokalen Zeitungen gab es Ende November. Ich habe vor 3 Wochen an die Ulmer Stadtverwaltung gemailt und gefragt, wann die Verwaltung die Lokalzeitungen zum ersten Mal über den geplanten Abriss der Magirusvilla informiert habe. Eine Antwort habe ich bisher nicht bekommen.
Und ganz nebenbei erfährt man in der Neu-Ulmer Zeitung (nicht in der SWP!), dass im März der Abriss beginnen soll.
Mangelhafte Bürgerbeteiligung gibt es nicht nur in Stuttgart. In Ulm ist das kein bißchen besser.

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Christian Greifendorf(Gast), 15.01.2013, 17:23

Die Valentinskapelle wurde auch von einem "romantischen" Studienrat erworben, um sie vor dem Abriss zu retten.... der wurde auch verlacht damals und für fortschrittsfeindlich gehalten. In der Tat ist das Bauvorhaben der Fa. Casanova keinesfalls unästhetisch. Allerdings am falschen Platz, wenn dafür ein historisches Gebäude weichen muss. Insofern läuft auch dieser wohlfeile Vorwurf ins leere!

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